Oliver Krisch
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6. Dezember 2022

Richtig Lüften: effektive Tipps gegen Schimmelbildung

Feuchtigkeit gehört neben Wärme, Sauerstoff und einem günstigen pH-Wert zu den Lebensgrundlagen des Schimmelpilzes und ist am einfachsten zu regulieren: Durch richtiges Lüften. Ziel des Lüftens ist es, die im Laufe des Tages eingetragene Feuchtigkeit wieder nach außen abzuführen. Ein entscheidender Faktor zur Vermeidung von Schimmel, der leider oft unterschätzt wird.

Warum und wie lüften, um Schimmelbildung zu verhindern

Selbst bei unseren alltäglichen Bewegungen, beim Sprechen und auch im Schlaf gibt der menschliche Körper unentwegt Feuchtigkeit ab. Noch deutlicher wirken sich Waschen, Duschen und Kochen auf die Raumluft aus. Zimmerpflanzen oder Aquarien verstärken den Feuchtigkeitsanteil noch um ein Vielfaches.

Die Kernfunktion des Lüftens besteht darin, Feuchtigkeit aus der Raumluft zu entziehen.  Optimal ist eine Querlüftung über mehrere Fenster oder Türen.

Lässt es der Grundriss in Ihrem Wohnbereich nicht zu, so nehmen Sie eine kurze, kräftige Stoßlüftung vor. Dabei ist die Dauer der Lüftung auch abhängig von der Raumnutzungsart und von den Jahreszeiten. Je kälter die Außenluft, desto kürzer kann aufgrund der verstärkten Thermik gelüftet werden. An warmen Tagen ist ein längeres Lüften vorteilhaft und auch nicht mit mehr Energieverlusten verbunden.

Zugegeben: Richtiges Lüften ist etwas lästig und beinahe eine eigene Wissenschaft, aber wer richtig lüftet, schafft sich ein gesundes und angenehmes Raumklima und vermeidet Schimmelbildung. 

Regelmäßig lüften – das ganze Jahr hindurch

Klar: Gerade im Winter ist lüften doof, denn dabei wird es kalt und wir mögen es bei eisigen Temperaturen draußen doch lieber kuschelig warm im Haus. Leider müssen wir uns da auf die Finger klopfen, wenn wir nicht zufällig ein Abluftsystem im Haus unser Eigen nennen können: Regelmäßiges Lüften ist unumgänglich. Wenn sich mehrere Personen über mehrere Stunden in einem Raum aufhalten, empfehlen wir den Raum sogar alle zwei Stunden zu lüften!  

Generell sollte man mindestens drei bis fünf Mal am Tag lüften. Unser Tipp: Nach dem Aufstehen, nach der Arbeit und vor dem Schlafengehen jeweils quer- oder stoßlüften.

Achtung, typischer Lüftungsirrtum: Die Fenster dabei auf Kipp zu öffnen, gar dauerhaft, ist keinesfalls zu empfehlen. Der Luftaustausch ist nicht effektiv und das dauerhafte Lüften kühlt die Fensterleibungen und den Wohnraum unnötig ab, was wiederum zu Schimmelbildung führen kann. 

Richtige Lüftungsdauer im Winter

Wichtig ist auch die richtige Lüftungsdauer. Diese hängt von den Jahreszeiten bzw. der Außentemperatur ab. Als Faustregel gilt: bei Temperaturen um den Gefrierpunkt reichen 5 Minuten. Bei Temperaturen bis 10 Grad sollten Sie 10 Minuten und bei Temperaturen über 10 Grad dürfen Sie 15 Minuten lüften. Im Winter sollte der Raum danach wieder ausreichend geheizt werden. Die Raumtemperaturen sollte man im Allgemeinen auf konstantem Niveau halten, wobei die idealen Raumtemperaturen von der Nutzungsart abhängen, siehe unten.

Richtige Lüftungsdauer im Sommer

Im Sommer können Sie auch 20-30 Minuten lüften. Beachten Sie jedoch, dass Sie im Sommer nur lüften, wenn es draußen auch kühler ist als drinnen, also am besten in den frühen Morgenstunden und am späten Abend oder nachts. Vermeiden Sie, dass tagsüber zu viel heiße Luft ins Haus gelangt, denn diese trägt auch viel Feuchtigkeit ein, und nutzen Sie am besten Außenverschattungen, um ein Aufheizen der Räume durch Sonnenstrahlen zu verhindern. Dadurch bleibt die Luft tagsüber auch ohne Lüften erträglich. Beachten Sie außerdem die Luftfeuchtigkeit draußen. Ist es beispielsweise nach einem Regenschauer besonders feucht, sollten Sie lieber nicht lüften. 

Richtiger Moment zum Lüften

Wie gesagt sollte man nach erhöhtem Feuchtigkeitseintrag lüften, also nach dem Kochen, Duschen oder Wäschetrocknen. Beim längeren Kochen oder beim Wäschetrocknen kann man beispielsweise auch zwischendurch ein- oder mehrmals kräftig querlüften. 

Ansonsten gilt: morgens und abends ist immer eine gute Zeit zum Lüften, denn die Außenluft ist noch kühl und sorgt für einen schnellen Luftaustausch. Wir empfehlen außerdem, direkt nach dem Aufstehen oder nach dem Duschen zu lüften und erneut nach ca. einer halben Stunde, um eventuelle Restfeuchte entweichen zu lassen. 

Entgegen landläufiger Meinungen sollte man auch bei Regenwetter oder Nebel lüften, insbesondere im Winter bzw. bei kühlen Außentemperaturen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit außen ist im Winter kein Argument gegen das Lüften, weil die kalte Luft wenig Feuchtigkeit hält. Wird sie im Raum wieder erwärmt, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit ab, da die warme Luft mehr Feuchtigkeit halten kann. Spätestens beim nächsten Lüften wird die Feuchtigkeit, die die warme Luft aufgenommen hat, wieder ausgetragen. 

Im Sommer gelten allerdings andere Regeln: Lüften Sie nicht bei – im Vergleich zum Innenraum – höheren Außentemperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit. 

Auch sollte Regen nicht direkt in das Haus eindringen, daher ist es am besten, windabgewandt zu lüften. Achten Sie ansonsten darauf, dass Gegenstände und Textilien nicht nass werden und rücken Sie sie gegebenenfalls vom Fenster weg. 

Lüften im Urlaub

Wer kennt es nicht: Nach dem Urlaub öffnet man die Haustür und ein muffiger oder abgestandener Geruch kommt einem entgegen. Das ist nicht nur eine unschöne Begrüßung, sondern sollte jeden ermahnen, bei längeren Abwesenheiten für regelmäßige Lüftung zu sorgen. Grund für die schlechte Luft sind beispielsweise Pflanzen, die Feuchtigkeit abgeben, ausdünstendes Inventar oder Temperaturunterschiede, die zu Kondensation an den Wänden führen. Wer liebe Nachbarn hat oder in der Nähe wohnende Verwandte oder Freunde, sollte diese daher darum bitten, nicht nur die Post aus dem Briefkasten zu nehmen und die Blumen zu gießen, sondern auch wenigstens einmal wöchentlich kräftig zu lüften.

Tipps für selten genutzte Räume, Kellerräume

Im Winter kann der Keller zu jeder Tageszeit für maximal 15 Minuten belüftet werden. Bei Temperaturen unter 0 Grad sollten Sie jedoch nicht mehr lüften. Im Sommer muss man den Keller tatsächlich nicht unbedingt lüften. Um die z.B. durch das Wäschetrocknen entstandene Feuchtigkeit zu entfernen, kann nachts gelüftet werden, wenn die Außentemperatur niedriger ist als im Keller selbst. Denn gelangt warme und feuchte Luft in die Kellerräume und kühlt dort ab, kann sie somit weniger Feuchtigkeit halten und gibt sie an die Wände ab (Kondensation). 

Abstellräume können notdürftig gelüftet werden, indem man beim Lüften quer durch das Haus die entsprechenden Türen öffnet. Andere selten genutzte Räume sollten mindestens einmal in der Woche gelüftet werden.

Was tun, wenn kein Fenster vorhanden ist? 

Am besten sollten in Räumen ohne Fenster Lüftungssysteme eingebaut werden. Lüftungsschächte sind leider keine effektive Methode zum Luftaustausch. Luftentfeuchter sind eine günstige und einfache Methode, aber leider ebenso bestenfalls eine Notlösung. 

Moderne Geräte mit Wärmerückgewinnung können verbrauchte Luft absaugen, wobei die Wärme gespeichert wird. Wenn anschließend frische kalte Luft von außen gezogen wird, wird diese mittels des Wärmespeichers erwärmt. Eine sinnvolle und ökologische Möglichkeit, in die es sich zu investieren lohnt! 

Besonderheiten

Bei Altbauten mit schlechter Dämmung findet oftmals ein (minimaler) Luftaustausch durch Undichtigkeiten statt, außerdem lassen sich diese Häuser schwerer wieder aufheizen. Hier muss man nicht so häufig lüften wie bei einem gut gedämmten Haus. Laut dem Leitfaden „Zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden“ vom Bundesumweltamt reicht bei Altbauten aus den 60er oder 70er Jahren ohne neu eingebaute und damit dichte Fenster einmal täglich lüften aus. Sind dagegen neue Fenster eingebaut ohne weitere energetische Sanierung muss sehr häufig gelüftet werden. Ohne weitere Dämmmaßnahmen oder den Einbau einer technischen Lüftungseinrichtung sollte man sich daher ein individuelles Lüftungskonzept erstellen lassen.

Call to Aktion: Wir von MGN-PURA erstellen Ihnen auf Anfrage gerne ein Lüftungskonzept basierend auf Ihren Angaben. 

Bei sehr gut gedämmten Häusern muss man ebenfalls häufiger lüften. Ganz wichtig ist das regelmäßige Lüften (und Heizen) auch bei Neubauten oder sanierten Altbauten, die noch sog. „Baufeuchte“ enthalten. Bis diese restlos verschwunden sind, kann es mehrere Jahre dauern. Da es sehr ärgerlich wäre, wenn das neu gebaute Eigenheim oder der frisch sanierte Altbau von Schimmel befallen wird, empfehlen wir dringend, als „Häuslebauer“ das Lüften hier nicht zu vernachlässigen, sondern sehr ernst zu nehmen.  

Richtig lüften zusammengefasst: 

Dos

  • Stoßlüften (Fenster vollständig und weit öffnen)
  • Möglichst Querlüften (Gegenüberliegende Fenster oder Türen öffnen)
  • nach draußen lüften (nicht von Raum zu Raum lüften)
  • Innentüren geschlossen halten:
    • insbesondere beim Kochen, Duschen, Wäschetrocknen oder beim Lüften nach sog. „Feuchtespitzen“
    • bei Räumen, die gerade besonders viel Wasserdampf enthalten, so dass keine Feuchtigkeit in andere Räume entweicht. 
  • Wenn kurzzeitig größere Mengen Wasserdampf entstehen (beim Duschen oder Kochen): für raschen Feuchtigkeitsaustrag sorgen
  • Im Winter Raumtemperaturen konstant halten (mind. 16-18 Grad), nicht auskühlen lassen
  • Regelmäßig lüften, am besten alle zwei Stunden, mindestens aber 3-5 Mal am Tag
  • Tipp: am besten morgens und abends lüften
  • Tipp: im Schlaf- und Badezimmer nach einer halben Stunde erneut lüften
  • Im Sommer (Hochsommer) auch bis zu 30 Minuten lang lüften möglich, aber Achtung:
  • Außenklima beachten! Besonders im Sommer nur bei kühleren Temperaturen lüften, also am besten morgens und abends (es sollte draußen kühler als drinnen sein)
  • Im Sommer außerdem die Luftfeuchtigkeit beachten (Nutzen Sie ein Hygrometer für Innen und Außen!)
  • Im Winter reichen auch mal 3-5 Minuten lüften (bei Temperaturen um den Gefrierpunkt)
  • Praktisch sind Entlüftungssysteme. Diese müssen jedoch regelmäßig gewartet und gereinigt werden
  • auch bei Regen und Nebel lüften (bei kalten Außentemperaturen/ im Winter)
  • Hier ein paar Richtwerte zusammengefasst: 
ZeitraumLüftungsdauer (Stoßlüftung)
Dezember, Januar, Februar4 – 6 Minuten
März, November8 – 10 Minuten
April, Oktober12 – 15 Minuten
Mai, September16 – 20 Minuten
Juni, Juli, August25 – 30 Minuten
WohnraumOptimale Luftfeuchtigkeit
Küche50 % bis 60 %
Wohn- und Arbeitsräume, Schlafzimmer, Flur40 % bis 60 %
Badezimmer50 % bis 70 %
Keller50 % bis 65 %
WohnraumEmpfohlene Temperaturen
Küche20 Grad
Wohn- und Arbeitsräume, Schlafzimmer, Flur16-18 Grad
Badezimmer21-22 Grad
Keller16 Grad

Don’ts

  • Fenster nicht auf Kippöffnung
  • Nicht dauerhaft oder zu lange lüften
  • Räume nicht auskühlen lassen
  • Nicht aufs Heizen verzichten (auch nicht in Zeiten von Energiekrise und Einsparaufforderungen/ -erfordernissen!)
  • Nicht aufs Lüften verzichten, nur weil es draußen kalt ist
  • Nicht von Raum zu Raum lüften (oder heizen)
  • Nicht im Sommer bei Regen lüften, sofern die Außentemperatur ungefähr so hoch oder höher ist als die Innentemperatur
  • Im Sommer nur lüften, wenn es draußen kälter ist als drinnen und die Luftfeuchtigkeit niedriger